Man nannte ihn „Miethai". Ein schlankes, spitzes Wort. In den 60er bis 80er Jahren erregte der Fall Günter Kaußen die Gemüter. Von seiner Kölner „Zentrale" in der Neusser Straße aus kaufte er in Köln, Hamburg, Essen und Berlin eine Vielzahl von Wohnungen, sanierte kaputt, wandelte in Eigentum um und schikanierte die Mieter. „Das sind Leute, die die Gesellschaft kaputt machen!", grantelte der Sozialdemokrat Hans Apel und setzte Gesetzesänderungen zum Schutz von Mietern durch. Kaußen hatte aber eine bedenkliche Stärke: Seine Unternehmungen waren legal. Die Schwäche lag bei den Lücken im Gesetz.
Claus Strobel schreibt dieser Figur in seinem Doku-Drama ein Stück Zeitgeschichte zu, indem er die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen dieser fragwürdigen Karriere mit einbezieht. Darüber hinaus gelingt Strobel das faszinierende Porträt eines Mannes, das sich mit dem Etikett „Miethai" nicht erledigt. Die Faszination ist dem Schauspieler Hermann Lause zu verdanken. In vielen kleinen Szenen stellt Lause die Figur Kaußen als schillernde Persönlichkeit dar. Die Szenen - geschrieben auf der Basis belegter Dokumente - sind als zweite Ebene zwischen die Erinnerung und Aussagen von Zeitzeugen gesetzt. Neben die Puzzlearbeit des Rekonstruierens tritt so eine Imagination, die die individuelle und psychologische Spannbreite dieses Mannes schauspielerisch übersetzt. Hermann Lause hat schon mehrfach Figuren der Zeitgeschichte dargestellt, hier ist ihm in seiner schauspielerischen Präzision und Präsenz allerdings ein Meisterstück gelungen.